Das heutige Museumsgebäude in Berlin-Karlshorst ist ein Ort von weltgeschichtlicher Bedeutung: Hier unterzeichneten die Oberbefehlshaber der Wehrmacht in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 vor Vertretern der Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs die bedingungslose Kapitulation. Diese folgte der Kapitulationserklärung am 7. Mai im amerikanisch-britischen Hauptquartier in der französischen Stadt Reims. Die Kapitulation im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst war der zeremonielle Akt, der den gemeinsamen Sieg der Anti-Hitler-Koalition besiegelte. Damit endete der Zweite Weltkrieg in Europa.

Der Saal, in dem die Unterzeichnung stattfand, ist bis heute erhalten. Er bildet das Herzstück des Museums.

Das Ende der 1930er Jahre als Offizierscasino der Wehrmacht errichte Gebäude war von 1945 bis 1949 Sitz des Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland. Nach unterschiedlicher Nutzung durch das sowjetische Militär befand sich hier von 1967 bis 1994 das „Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschlands im Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945“.

Mit der Entscheidung zum Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland 1990 war die Weiterexistenz des Museums unklar. Vertreter beider Regierungen einigten sich auf den Erhalt des Museumsstandorts und ab 1991 erarbeitete eine deutsch-sowjetische, später deutsch-russische Expertenkommission eine Konzeption für eine neue Dauerausstellung.

Das heutige Museum wurde 1994 gegründet und am 10. Mai 1995, 50 Jahre nach Kriegsende, der Öffentlichkeit übergeben. Es ist das einzige Museum in Deutschland, das mit einer ständigen Ausstellung an den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion erinnert. Der zunächst ausschließlich deutsch-russische Trägerverein wurde 1997/98 erweitert: Nach dem „Museum des Großen Vaterländischen Krieges“ in Kiew (heute: „Museum der Ukraine im Zweiten Weltkrieg) kam auch das „Museums des Großen Vaterländischen Krieges“ in Minsk hinzu. Damit waren neben Deutschland und Russland auch die Ukraine und Belarus vertreten.

Die erste Dauerausstellung „Erinnerung an einen Krieg“ wurde nach 15 Jahren grundlegend überarbeitet. Die aktuelle ständige Ausstellung „Deutschland und die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg“ wurde 2013 eröffnet.

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Memoiren-Podcast: Die Kapitulationsunterzeichnung in Berlin-Karlshorst

Die Kapitulationsunterzeichnung in Berlin-Karlshorst in den Memoiren der Beteiligten

Zu hören sind wortwörtliche Auszüge aus den Erinnerungsberichten von:

Marschall Georgi Shukow: Oberkommandierender der 1. Belorussischen Front, die Berlin eingenommen hatte (zusammen mit der 1. Ukrainischen Front). Als kurzfristig ernannter Oberkommandierender der Roten Armee (auf dem europäischen Kriegsschauplatz) nahm er für die gesamte Rote Armee die Kapitulation entgegen.

Luftmarschall Sir Arthur Tedder: Stellvertreter Eisenhowers, dem Oberkommandierenden der westalliierten Truppen (Alliiertes Expeditionskorps).

General Jean de Lattre de Tassigny: Oberbefehlshaber der französischen Armee, der von seiner Regierung, der aus Großbritannien zurückgekehrten Exilregierung unter de Gaulle), entsandt wurde.

Hauptmann Harry C. Butcher: Eigentlich ein Rundfunkjournalist, der aber als Adjutant von Eisenhower zu dessen engstem Umfeld zählte. Er fährt als Eisenhowers Vertrauter mit nach Berlin.

Major Fritz Oppenheimer: Offizier der US-Armee und Berater in der juristischen Abteilung im Stab Eisenhowers. Er war als jüdischer Anwalt aus Berlin vor dem Holocaust in die USA geflohen. Er wurde wegen seiner Deutschkenntnisse als ständiger Begleiter („Aufpasser“) der deutschen Delegation eingesetzt.

Hier gibt es weitere Hintergrundinformationen.