Informationen zur Ausstellung
Ausstellungsausschnitt © Museum Berlin-Karlshorst, Grafik: Matthias Lehmann
„Was erzählen Fotografien? Albert Dieckmanns Bilder aus dem besetzten Osteuropa 1941/42“
In der Erinnerung an den 2. Weltkrieg spielen Fotografien eine zentrale Rolle. Als vermeintlich objektive Quelle wurden und werden sie in Büchern, Filmen, Dokumentationen und Ausstellungen reproduziert und prägen das visuelle Gedächtnis bis heute. Dies gilt auch für den Krieg gegen die Sowjetunion, in dem die Deutschen nach dem Überfall am 22. Juni 1941 bis dahin beispiellose Verbrechen an Kriegsgefangenen und der Zivilbevölkerung begingen.
Albert Dieckmann (1896-1982) war leidenschaftlicher Amateurfotograf, der schon früh die Farbfotografie für sich entdeckte. Anfang Juli 1941 wurde der Arzt, Ehemann und Vater dreier Kinder als Stabsoffizier in die kurz zuvor von der Wehrmacht eroberten sowjetischen Gebiete versetzt. Bis zu seiner Rückkehr ins Deutsche Reich im Sommer 1942 machte er viele Aufnahmen in Belarus, Russland und Polen. Mehr als 380 Farbdias von Albert Dieckmann befinden sich seit 2007 in der Sammlung des Museums Berlin-Karlshorst.
Die aktuelle Ausstellung zeigt 40 dieser Farbfotos. Im Gegensatz zu üblichen Fotoausstellungen kontextualisiert sie die Bilder umfassend. Dazu wurde mit Hilfe von Archivrecherchen der Einsatz des Radfahr-Wachbataillons 48 (B) rekonstruiert, in dessen Stab Albert Dieckmann als Arzt diente. Diese Einheit unterstand seit Juli 1941 verschiedenen Kommandanten des rückwärtigen Armeegebiets. Diese sogenannten Korücks verwalteten die besetzten Gebiete zwischen Gefechtsgebiet und den rückwärtigen Heeresgebieten. Ihre Aufgabe war die Sicherung von Nachschubwegen, Versorgungsstützpunkten, Eisenbahnlinien und Nachrichtenverbindungen sowie die Bewachung und der Abtransport von Kriegsgefangenen. Die den Korücks unterstellten Einheiten waren an diversen Verbrechen an Kriegsgefangenen und an der (jüdischen und nichtjüdischen) Zivilbevölkerung beteiligt, so auch das Radfahr-Wachbataillon 48 (B).
In der Ausstellung werden ergänzend zu den Farbfotos beispielhaft Zitate aus Archivdokumenten präsentiert ebenso wie Zitate aus Briefen, die Albert Dieckmann während seines Einsatzes an seine Frau schrieb.
Eine eigenständige Ebene der Ausstellung bildet die quellenkritische Annäherung an die gezeigten Bilder. Warum wählte Albert Dieckmann diese Motive? Was fotografierte er und was fehlt in seinen Aufnahmen? Lassen sich aus seinen Bildern Rückschlüsse auf seine Haltung, z.B. gegenüber der einheimischen Bevölkerung ziehen? Wie reagierten die Fotografierten? Wie betrachten wir die Bilder? Und wie verändert sich unser Blick, wenn wir mehr über den Kontext wissen? Diese und andere Fragen möchten die Besucher:innen dazu anregen, sich quellenkritisch mit den Bildern auseinanderzusetzen.
Graphic Novel-Elemente verknüpfen die Zusammenstellung aus Fotos, Dokumenten- und Briefzitaten, Leitfragen und Ausstellungstexten. Sie unterstützen die Dekonstruktion der Bildinhalte und eröffnen eine neue Ebene für die Vermittlung. So entsteht auf 30 Ausstellungstafeln eine Bildgeschichte, die auf eine innovative Art die Ausstellungsinhalte für ein breites Publikum zugänglich macht.
Die Ausstellung wurde in deutscher Sprache realisiert.
Laufzeit: 22. Juni 2023 - 17. Dezember 2023
Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Museums besucht werden (Di-So 10-18 Uhr, Mo geschlossen).
IMPRESSUM
Museum Berlin-Karlshorst
Direktor: Jörg Morré
Idee, Konzept, Kuratorin: Babette Quinkert
Vermittlung: Arkadi Miller
Kommunikation: Claudia Sauerstein, Bianca Schröder
Ausstellungsgrafik und Illustrationen: Matthias Lehmann
Bildbearbeitung: Margot Blank
Grafikproduktion: Rost Werbetechnik GmbH
Besonderer Dank gilt Wolfgang Dieckmann
und seiner Familie sowie dem Team des
Museums Berlin-Karlshorst